Freitag, 24. August 2012

ESA - Helsinki - Epilog

Noch einige abschließende Informationen und eine Nachbemerkung:

Die Zusammenfassungen der Vorträge sind komplett verfügbar. Die kleine Präsentation aus Halle - es waren nur 12 Minuten Vortragszeit - habe ich auch ins Internet gestellt. Es beruht übrigens auf einer Masterarbeit.

In den verschiedenen Sitzungen am Rand haben sich noch einige andere Änderungen ergeben. So wurde ich gebeten, und habe dies gerne angenommen, ab Oktober als Herausgeber des European Journals of Agronomy (EJA) zu wirken / arbeiten / helfen usw.usw. Das ist eine sehr interessante Aufgabe. Nachdem ich schon seit vielen Jahren zu den Gutachtern in dem Journal gehöre, kommen nun für den Bereich Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Stoffflüsse alle Manuskripte auf meinen Schreibtisch / Bildschirm. Immerhin eine der führenden wissenschaftlichen Zeitschriften in diesem Bereich weltweit.

Dann also auf ein Wiedersehen in 2014 auf der 13. ESA-Tagung in Debrecen, Ungarn und ein letzter Gruß aus dem Flughafen in Helsinki mit einem freien WLAN.



Zum Schluss: 

Das allgemeine Unwohlsein im Hinblick auf Facebook und Co (Twitter, Google+, usw. usw. ) macht sich überall breit. Auch ich hatte schon immer meine Bedenken. Dies betrifft sicherlich insbesondere die Privatsphäre und daher hatte ich immer wieder - auch in Vorlesungen - darauf hingewiesen, dass hier große Vorsicht geboten ist. Jetzt wird es aber vielleicht doch noch kritischer. Facebook kann an der Börse die hoch gesteckten Zielen nicht erfüllen. Je mehr der Konzern wirtschaftlich unter Druck kommt, desto größer wird sicher die Bereitschaft die vielfältigen Informationen noch aggressiver  wirtschaftlich zu nutzen. Diese Schlussfolgerung wurde vor einige Tagen in einem Zeitungsartikel (FAZ od. Zeit) gezogen. Und ich finde es sehr plausibel.

Daher war dieser Blog auch einmal ein Versuch einen anderen Weg zu gehen und von meiner Seite ein kleiner Testlauf, um auch die technischen Abläufe zu verstehen. Der Blog hat Vorteile: Es gibt keine Werbung mit einem Reader kann der Blog ohne "gefällt mir" offen gelesen werden. Je nach Host - vielleicht nicht so wie jetzt bei google, mea culpa, mea culpa - ist auch der Datenschutz besser als bei Facebook & Co. Aber natürlich - so ist das halt im Leben - gibt es auch Nachteile, als da sind: die etwas schwierigere Nutzung, für links sind etwas mehr Schritte nötig als bei Facebook und es würde sicherlich auf etwas weniger Hinweise hinauslaufen. Also erst einmal weiter wie bisher, aber vielleicht wird dies einmal der nächste Weg der Kommunikation. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass es wieder einen Schritt zurück geht, aber solange wir keine CDs verschicken oder ein Abruffax machen...

PS Also ich kann nicht mehr erinnern wann es war und welche Airline, aber irgendwann gab es einmal eine Werbung, daß Sterneköche die Menüs für die Bordverpflegung entwickeln. Entweder es war wirklich eine andere Fluggesellschaft, oder die Aktion wurde beendet oder das Projekt ist gescheitert, wer weiß. Auf dem Flug von Helsinki nach München gab es einen Pizzastreifen, der nur durch die entsprechende Aufschrift auf der Verpackung zu identifizieren war; am Geschmack jedenfalls nicht. Hätte dort "Autoreifen mit Tomatenmatschauflage" auf der Packung gestanden, wäre ich weniger verwundert gewesen. Aber wie sagt schon Loriot so schön: "wußten sie, daß der Mensch das einzige Lebewesen ist, das im Flug eine warme Mahlzeit zu sich nehmen kann"?

ESA - Helsinki - und Schluss

Der letzte Tag brachte neben weiteren Vorträgen auch einige offizielle Sitzungen. So fand die Mitgliederversammlung der ESA statt, bei der die unterschiedlichen organisatorischen Belange diskutiert wurden. Schwerpunkt war dabei die Frage ob und in welcher Form sich die ESA bei der Organisation eines Kongresses zu "Farming Systems Design" im nächsten Jahr in China beteiligt. Dieser Kongress liegt in einer Folge von Tagungen, die vor einigen Jahren in Europa aus der ESA entstanden ist. Außerdem wurde das Konzept der dann 13. ESA Tagung in 2014 in Ungarn vorgestellt. Auch entschieden wurde der Tagungsort für 2016: Edinburgh, Schottland.

Alles für Außenstehende nicht wirklich spannend, aber wichtig. Außerdem zeigt es den Vorlauf, den die Organisation einer solchen Veranstaltung mit 400 - 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat. Die finanziellen Risiken hatte ich ja schon an anderer Stelle erwähnt.

Inhaltlich wurden nochmals drei Themenkomplexe in Form von Keynotes und kleinen Beiträgen behandelt. Neben den Folgen der Klimaveränderung auf die Landwirtschaft, waren dies Beiträge zu Systemversuchen und Entwicklung landwirtschaftlicher Systeme (Farming Systems Design) und eine hochinteressante Sektion zu "Phenotyping". Dies beschreibt den Versuch mit hochauflösenden optischen Systemen Informationen zur Morphologie von Kulturpflanzen und deren genetische Basis als Grundlage für Züchtung und eventuell auch Pflanzenbau zu nutzen. Voraussetzung sind die Entwicklung in Strukturerkennung und der Bioinformatik. Ein Arbeitsgebiet, welches übrigens auch am IPK in Gatersleben verfolgt wird.

Die Tagung schloss dann mit Berichten aus den Arbeitsgruppen und der Hinweis auf die Aktivitäten im nächsten Jahr.

Donnerstag, 23. August 2012

ESA - Helsinki - der 4 Tag

Die folgenden großen Themenkomplexe bestimmen heute den Ablauf der Tagung.

Beginnend jeweils mit einem einleitenden Vortrag das Thema der so genannten "ökologischen Intensivierung" (engl. ecological intensification). Kein einfaches Thema, denn die Übersichtsvorträge bleiben oft eher auf einer theoretischen Ebene (Kästchen, Dreiecke oder Kreise werden mit Pfeilen verbunden) und die konkreten, kurzen Projektberichte sind dann bei den Ergebnissen oft doch eher eng begrenzt und lassen gerade den umfassenden Blick vermissen. Das läßt sich manchmal kaum verhindern, aber deutet schon an, daß hier noch beträchtlicher Forschungsbedarf besteht. Noch ist der Weg von der Theorie bis zur Anwendung zu lang.

Der zweite Themenbereich konzentriert sich auf Leguminosen in Anbausystemen. Hier laufen derzeit eine große Zahl von Projekten auf nationaler aber auch auf EU-Ebene. Viel zu sehr klassischer Produktionstechnik, aber auch Umwelteffekte im Vergleich zu anderen Systemen. Spannend sind dabei die Bilanzierungen von Lachgas. Bislang selten untersucht. Ich habe allerdings Zweifel, ob all diese Bemühungen die negative Anbauentwicklung in Deutschland oder der EU aufhalten werden. Es bleibt sehr kleinteilig und die große Idee für die Leguminosen fehlt.

Der Nachmittag war dann nicht so erbaulich. In der Sektion über Energie und Energiebilanzierung wurden im wesentlichen Allgemeinplätze ausgetauscht, die jeder Bachelorstudent / -studentin schon parat haben sollte. Lange Definitionen zu Energiebilanz,  Energieintensität Energieinput und -output machen auf einer europäischen Tagung keinen Sinn. Der Neuigkeitswert in diesem Bereich war gering, oder umgekehrt, vielleicht sind wir auch mit den Arbeiten in Deutschland doch recht gut organisiert.

Der Abend klang dann aus mit dem festlichen Tagungsbankett. So bekam man/frau dann auch noch ein Rentier in Helsinki zu Gesicht.

Mittwoch, 22. August 2012

ESA - Helsinki - der 3 Tag

Heute war Exkursionstag und ich bin mit dem Auto eine kleine Runde von Helsinki, über Lahti,Tampere und Turku zurück nach Helsinki gefahren. Finnland ist groß, sehr groß und so ist dies hier sicherlich nicht repräsentativ sonder rein subjektiv. Einfach rechts und links der Straßen. Allerdings  liegen die ackerbaulich genutzten Gebiete (weniger als 7% der Landesfläche) hier im südlichen Teil Finnlands.

Auf dieser Route war die Ernte höchstens zu 1/3 schon in der Scheune. In einigen Teile hatte ich sogar den Eindruck, dass die Mähdrescher noch kaum gelaufen waren. Hauptkulturen in der Region Hafer, Weizen, etwas Gerste und kleinere Flächen an Raps (eher traurig) und Ackerbohnen (meist sehr, sehr traurig). Mit welcher Motivation hier überhaupt Ackerbohnen angebaut werden, muss ich noch in Erfahrung bringen, wenn man bedenkt, dass es ja auch in vielen Jahren bei uns mit der Ackerbohne auf Grund der späten Ausreife Probleme gibt. Auf der oben beschriebenen Route waren im Gebiet von Turku die besten und auch größten Flächen. Der Weizen braucht da sicherlich noch den ein oder anderen Sonnentag, aber insgesamt machten die Bestände einen sehr guten Eindruck. 

Hier einige Beispiele:








PS Mein herzlicher Dank gilt Toyota, dem Konstrukteur des Navigationssystems und der Verleihfirma SIXT. Ohne den Radarwarner, wäre dies eine teure und dann auch traurige Tour geworden.

ESA - Helsinki - der 2 Tag

Bevor es mit dem 2. Tag der Tagung losgeht, vielleicht einmal einige Impression vom Tagungsort hier direkt im Zentrum von Helsinki. Das zentrale Gebäude der Universität mit dem schönen historischen Hörsaal steht direkt gegenüber vom Dom.


Der überragende Dom in Helsinki.


Und dies sind einige Details aus dem historischen Hörsaal. Bislang hatte ich hier die Leitung einer Sektion und einen Vortrag. Das Gefühl ist schon sehr außergewöhnlich, besonders dann auch beim Blick ins Auditorium. In Halle haben wir Löwengebäude ja auch einen sehr schönen Saal, aber ein solches Pult fehlt noch.





Aber nun zum inhaltlichen Teil: Am zweiten Tag stehen in den Sektionen eine ganze Reihe von Themen auf der Agenda. Vormittags Modellierung von Kulturpflanzenbeständen und Bioenergie. Hierbei sind auch immer die sehr unterschiedlichen Förderpolitiken in Europa sichtbar. Insgesamt ist der Ausblick sicherlich realistischer als von vor einigen Jahren, aber es wird immer noch von einem gewissen Anteil an der Energieversorgung ausgegangen. Gleichzeitig rücken neben Potentialabschätzungen aber auch die Umweltwirkungen in den Vordergrund.

Interessant auch der Blick auf die Folgen des Klimwandels aus der nordeuropäischen / finnischen Perspektive. Sicherlich sind auch hier negative Folgen zu erwarten, aber es werden auch gewissen Chancen gesehen wie Verlängerung der Vegetationszeit und ein größeres Kulturartenspektrum durch höhere Wintertemperaturen. Es gibt aber auch Präsentationen zu höheren Maiserträgen in Schweden und die ersten Anbauversuche mit Soja (ja Soja!).

Die Präsentationen in einer anderen Sektion bewegten sich dann an der Schnittstelle zwischen Ökologie und Landwirtschaft. Welche Möglichkeiten der Messung von Biodiversität in landwirtschaftlich genutzten Systemen gibt es und wie groß ist der Nutzen dieser Biodiversität (functional biodiversity).

Der Abend klingt aus mit einem Empfang im Rathaus von Helsinki. 

Montag, 20. August 2012

ESA Helsinki - der erste Tag

Tagungen beginnen immer mit einem offiziellen Teil und verschiedenen Reden aus Politik (Minister) und von der veranstaltenden Institution (Rektor, Präsident). Dies erscheint im ersten Moment ermüdend, aber man muss immer die Mühen der Veranstalter verstehen, die - im Regelfall - nur durch die ideelle oder auch finanzielle Unterstützung eine größere Tagung ausrichten können. Gerade der finanzielle Aspekt sollte dabei nicht vergessen werden. Eine große europäische Tagung, ganz zu schweigen von internationalen Weltkongressen, haben sehr schnell ein Budget von mehreren 100.000 Euro. Hier besteht also auch immer ein großes finanzielles Risiko. Extrem teuer wird es dann in professionellen Tagungszentren mit großen Mitarbeiterstab. Man erinnere sich nur an die folgen der Vulkanausbrüche vor einigen Jahren.

Also heute am Vormittag die Eröffnung durch den Präsidenten der ESA aus Finnland und dann eine - auch fachlich - sehr schöne Rede des finnischen Landwirtschaftsministers. Er hat sehr übersichtlich die Situation der Landwirtschaft im hohen Norden Europas dargestellt. Dazu später mehr.


Am Nachmittag folgten die ersten Sektionen mit Fachvorträgen. Im Mittelpunkt stand dabei die Diskussion um die so genannte "Yield-Gap", die Lücke zwischen die potentiellen und den tatsächlichen Erträgen. Dies war schon auf der letzten ESA-Tagung vor zwei Jahren in Frankreich ein wichtiges Thema, aber jetzt gibt es auch schon eine Reihe von Forschungsarbeiten, die sich mit dieser Problematik befassen. Es ist nicht die einzige wichtige Frage im Hinblick auf die Welternährung, aber es ist zumindest nicht unwichtig. Besonders in den Ländern mit landwirtschaftlichen Systemen, die durch Wassermangel bestimmt sind, wird das Problem in Zukunft nur sehr schwer zu lösen sein.

Kleiner Nachtrag, weil ich dies gerade in einer Webseite über Landwirtschaft gefunden hatte. Also nach einem Vortrag von Gustavo Slafer, (Spanien) einem der weltweit führenden Experten zur Forschung zu yield-gaps, stimmt es nicht, daß moderne Hochleistungssorten unter schwierigen Sorten Bedingungen (Dürre) schlechter abschneiden, als alte Landsorten. Das läßt sich empirisch nicht belegen. Im Gegenteil: Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind Hochleistungssorten auch unter solchen Verhältnissen besser.

Sonntag, 19. August 2012

ESA - Helsinki - "on the way"

Tony Wheeler, dem Begründer des Reisebuchverlages "Lonely Planet" und einer der wohl am weitesten gereisten Menschen, wird das Zitat zugeschrieben: "der schönste Platz auf der Welt ist die Abflughalle eines Flughafens". Na ich bin da nicht immer so ganz sicher. Zumindest gibt es in Frankfurt genügend Sitzplätze und auch Gelegenheiten für einen entspannenden kleinen Kaffee auf dem Weg von Leipzig nach Helsinki, auch wenn mir die Aussicht auf Regenwetter mit 20 C wenig behagt.

Der Frankfurter Flughafen wechselt dabei je nach Wochentag und Jahreszeit völlig seinen Charakter. Während in der Woche lauter wichtige und geschäftige Männer in vorzugsweise schwarzen Anzügen von Flieger zu Flieger huschen - immer Handy am Ohr -, überwiegen heute die Urlaubsflieger mit kurzen Hosen und Badelatschen. Die fliegen vermutlich nicht nach Helsinki...


Samstag, 18. August 2012

Vorbereitung III

Weil ja dann ab Montag die Ferien beendet sind, noch die emails der letzten Wochen geladen. Hält sich in diesem Jahr in Grenzen: Nach drei Wochen "nur" 322. Da kommt dann wenigsten bei der Anreise keine Langeweile auf...

ESA - Helsinki - Vorbereitung I

Am Montag beginnt die Tagung der European Society for Agronomy (ESA) in Helsinki. Neben allgemeinen Themen des Acker- und Pflanzenbau stehen besonders Probleme der Landwirtschaft in den skandinavischen und baltischen Ländern im Vordergrund; dies zumindest lassen die Vorträge und Poster erwarten. Etwas bedauerlich ist trotz der schönen Möglichkeit wieder einmal nach Finnland zu kommen, die aktuelle Temperatur in der finnischen Hauptstadt.